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Leica '14
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Ai Weiwei «Evidence» in Berlin
[26. Juni 2014-10:26h]
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Ai Weiweis «Evidence»-Ausstellung im Martin Gropius Bau - nicht verweseln mit Walter Gropius. Mit dem auge allein, ist sein werk nicht zu erfassen. Nur im kon-text entfaltet sich die intensität seiner objekte. Bis dato, die grösste einzelausstellung von Ai Weiwei.
Objekttexte der Austellung
Ohne Titel, 1988
Zwei Regenmäntel und Garderobenständer, 190 x 60 x 60 cm
In den 1980er-Jahren trat die damals nur wenig bekannte Krankheit mit der Bezeichnung AIDS auf, die das soziale Gefüge in den städtischen Zentren überall auf der Erde veränderte. Mit Untitled greift Ai auf die Readymades (Objet trouvé) Marcel Duchamps zurück, um die Angst, die die Safer-Sex-Kampagnen dieser Zeit prägte, scharf zu kritisieren.
Tisch und Truhe mit abgezogenen Stühlen, 2007
Holztisch, Truhe und Stühle aus der Ming-Dynastie (1368-1644), Masse variabel
Alte, über viele Jahre hinweg benutzte Möbelstücke erhalten eine Patina, die ihnen einen schönen Glanz verleiht und zugleich ihr Alter verrät. Dieser Tisch und diese Stühle aus der Ming-Dynastie, von deren Oberfläche der oberste Millimeter entfernt wurde, sehen brandneu aus. Indem er die Gebrauchsspuren und somit die Geschichte auf diesen Möbel tilgte, forderte Ai Weiwei den Betrachter auf, über Fragen der Authentizität und auch über den Wert und die Bedeutung von Antiquitäten und Originalkunstwerken nachzudenken.
Sehr Yao, 2009-2014
150 Fahrräder, Masse variabel
Für diese Arbeit verwendete Ai Weiwei 150 Fahrräder der Marke »Forever«, einer der in China am weitesten verbreiteten Fahrradmarken. So erinnerte er an Yang Jia, einen jungen Mann aus Beijing, dessen Mordprozess in ganz China Aufsehen erregt hatte. Yang war, da er angeblich ein nicht registriertes Fahrrad gefahren hatte (welches aber geliehen war), rechtswidrig festgenommen und während seiner Haft schwer misshandelt worden. Nach erfolglosen Appellen an die Rechtsprechung klagte man in des Mordes an sechs Polizeibeamten aus Shanghai an. Nach mehreren unfairen Gerichtsverfahren befand man in des Mordes für schuldig und verurteilte in zum Tod.
Überwachungskamera, 2010
Marmor, 39 x 39 x 29 cm
Innerhalb der aktuellen Diskurses über das Recht auf Privatheit und die allgegenwärtige Überwachung durch die Regierung steht Surveillance Camera für die Konstanz solcher Überwachungsviergänge. Die hier gezeigten Kameras sind genaue Nachbildungen der 17 Überwachungskameras, welche die Polizei ausserhalb von Ais Atelierwohnhaus in Beijing aufstellte.
Flusskrabben (He Xie), 2011
Porzellan, Masse variabel
In den letzten Jahren hat die chinesische Regierungspropaganda den Begriff hexie (harmonisch, Harmonie, Harmonisieren) verwendet, um einen ideale chinesische Gesellschaft der Gegenwart zu beschreiben. Das Wort enthält jedoch eine Bedeutungsebene, die eine absolute Konformität impliziert, die als Vorwand dazu dient, um der »Erhaltung der Stabilität«-Willen, Gewalt anzuwenden. Internetaktivisten haben diesen Begriff schnell als Bedrohung von Vielfalt und Redefreiheit begriffen. Das chinesische Wort für Flusskrabbe ist ein Homophon des Wortes he xie und somit ein Wortspiel – und so ist die Flusskrabbe ein überaus geeignetes Sinnbild für eine Gesellschaft, in der Kritik nur indirekt geäussert werden kann und die Sprache stark kodiert werden muss, damit die Zensur umgangen werden kann. Um gegen die mutwillige Zerstörung seines neu erbauten Ateliers durch die Regierung von Shanghai zu protestieren, veranstaltete Ai Weiwei ein Flusskrabbenfest für seine Online-Anhänger, die seine Website besuchten und dort ihre Unterstützung bekundeten. Damals wurde er zum ersten Mal rechtswidrig unter Hausarrest gestellt.
Ohne Titel, 2011
Büromaterial, das während Ai Weiweis Inhaftierung im FAKE-Atelier konfisziert wurde, Masse variabel
Ai Weiwei wurde am 3. Aprill 2011 von der Polizei festgenommen, als er am Beijing Capital International Airport durch die Zollkontrolle ging. Noch am selben Vormittag führten mehr als 100 Polizeibeamte im FAKE-Atelier eine Razzia durch und beschlagnahmten über 140 Gegenstände – Büromaterial und -ausstattung. Untitled besteht aus einer Auswahl der Computer, Notebooks, Festplatten, USB-Speicher- und Diktiergeräte, die im Informationszeitalter als »Beweismaterial für eine Straftat« mitgenommen wurden.
Schuldschein (IOU), 2011-2013
Tapete, Masse variabel
Im Jahr 2011 wurde Ai Weiwei von den Behörden 81 Tage lang an einem geheimen Ort festgehalten. Nach seiner Freilassung behaupteten Funktionäre, dass der Künstler das Unternehmen Beijing Fake Cultural Development Ltd. »faktisch kontrolliere« und dass dieses »grosse Summen an Steuern« hinterzogen habe. Die Behörden forderten die Frima auf, innerhalb von 15 Tagen 1,7 Millionen Euro an ausstehenden Steuern und Bussgeldern zu zahlen. Diese Strafaktion gilt allgemein als politische Vergeltungsmassnahme für Ai Weiweis Beharren auf Rede- und Ausdrucksfreiheit sowie für seine politischen Ansichten. Frei erfundene Anschuldigungen und Verleumdungskampagnen sind in China gebräuchlich, der »Aufrechterhaltung der Stabilität« dienende Taktiken, mit denen die Behörden Dissidenten schikanieren. Sobald die Nachricht von der Strafaktion bekannt wurde, liehen innerhalb von nur zehn Tagen fast 30'000 Netzbürger Ai Weiwei eine Summe von insgesamt 1'064'000 Euro – eine bis dahin nicht bekannte Form der alternativen Stimmabgabe. Damit bekundete die Öffentlichkeit unverhohlen ihre Unzufriedenheit und Enttäuschung über das lächerliche Verhalten der Regierung und verleih zugleich ihrer Unterstützung von Ai Weiwei und den Moralvorstellungen Ausdruck, welche dieser Fall repräsentiert. Ai Weiwei seinerseits schuf Schuldscheine, um an dieses Ereignis zu erinnern.
Ein solcher Schuldschein hat die Masse von 26 x 37 Zentimetern und besteht aus zwei Hälften. Der Geldverleiher erhielt die rechte Hälfte, auf der sich Informationen wie die Nummer des Schuldscheins, der Name des Geldgebers, die geliehene Summe, Ai Weiweis Stempel und Unterschrift befinden, sowie eigens entworfene Marken, deren »Wert« der geliehenen Summe entspricht. Ai Weiwei behielt die linke Hälfte mit den Kontaktdaten (wie Name und (Adresse) des Geldverleihers.
Das Leihen des Geldes, die Schuldscheine und der Prozess der Zurückzahlung des Geldes haben aus diesem Fall eine Internetevent gemacht, eine künstlerische Aktivität, die wesentlich auf dar Kollektiven Teilhabe und der Meinungsbekundung von Bürgern beruht. So entstand ein Werk, dessen Bedeutung den Moment überdauert und in dem sich die Macht der sozialen Medien und einigen Bürgerschaft manifestieren.
Souvenir aus Shanghai, 2012
Beton- und Ziegelsteinschutt aus Ai Weiweis zerstörtem Atelier in Shanghai, in einem Bettrahmen aus Rosenholz der Qing-Dynastie (1644-1911), 380 x 170 x 260 cm
Anfang 2008 boten die Behörden von Shanghai Ai Weiwei an, ein Atelier in der Gemeinde Malu am Stadtbezirk Jiading zu errichten. Als im Jahr 2010 der Bau gerade fertiggestellt war, wurde im mitgeteilt, dass das Gebäude zerstört werden würde – eine Bestrafung für seine zunehmend offene Kritik an der Regierung. Daraufhin kündigte Ai Weiwei im Internet an, in den Räumen des Ateliers ein Flusskrabbenfest zu feiern, zu dem er die Öffentlichkeit einlud. Die Polizei stellte ihn in Beijing unter Hausarrest, um seine Teilnahme an der Feier zu verhindern, doch erschienen in Shanghai mehr als 1000 Menschen aus aller Welt, um ihn zu unterstützen. Mitte Januar 2011 wurde das Gebäude ohne weitere Vorwarnung abgerissen. Die Arbeit Souvenir from Shanghai besteht aus Material, das an diesem Ort gesammelt wurde.
Maske, 2013
Marmor, 80 x 80 x 30 cm
Die ausufernde Warenproduktion und der Konsum haben in Kombination mit nicht aufeinander abgestimmten Marktstrategien und Verordnungen in ganz China den berüchtigten Smog hervorgebracht, wodurch die Luftqualität regelmässig nicht den für Gesundheit und Überleben erforderlichen Grenzwerten entspricht. Die aus einem einzigen Marmorblock gemeisselte Arbeit Mask zeigt eine Atemschutzmaske auf einem Grabstein.
81, 2013
Verschiedene Materialien, 750 x 390, 290 cm
Die 81 Tage seiner Inhaftierung verbrachte Ai Weiwei in Isolationshaft an einem geheimen Stützpunkt der Militärpolizei in einem Vorort von Beijing. Seine Zelle war 7,2 x 3,6 Meter gross, und alle darin befindlichen Gegenstände waren mit weissem Schaumstoff umhüllt. Das Licht war Tag und Nacht eingeschaltet. Drei Kameras überwachten die Zelle, zwei waren diagonal im Hauptraum positioniert, eine dritte befand sich im Bad. Der Künstler wurde 24 Stunden am Tag im Schichtdienst von fünf Gruppen Militärpolizisten bewacht, von denen sich jeweils zwei in seiner unmittelbaren Nähe aufhielten. 81 ist eine genaue Nachbildung der Gefängniszelle und der Gegebenheiten dort.
Han Dynastie Vasen mit Autolack, 2014
Vasen aus der Han-Dynastie (202 v.u.Z. - 220 n.u.Z) und Autolack, Masse variabel
Ai überzog acht antike Vasen aus der Serie Coloured Vases mit metallisch glänzendem Autolack. Unter ihrer glatten, makellosen und gleichmässig reflektierenden Oberfläche verbergen sich der Schimmer und die Textur der Vasen. Die Farben der Standardfarbpaletten für Autos von Herstellern wie Mercedes-Benz und BMW und der offensichtliche Konsumgeist und der Machtanspruch, die diese Autos auf dem chinesischen Markt symbolisieren, stehen in einem interessant Gegensatz zur Form der uralten Vasen. Das Auftragen von Farben auf die Oberfläche stört das Original und konserviert es zugleich; es lässt uns darüber nachdenken, wie wir die wirkliche Bedeutung von Geschichte und Zivilisation festlegen. Aus dem Zusammenhang genommen ist keine der Vasen mehr als antikes Artefakt zu erkennen, doch ist unterhalb der dünnen Oberflächenschicht die Geschichte und Komplexität des Originals intakt geblieben.
Diaoyu-Inseln, 2014
Marmor, Masse variable
Der kleine Archipel im Ostchinesischen Meer, der im Chinesischen als Diaoyu-Inseln und im Japanischen als Senkaku-Inseln bezeichnet wird, war der Auslöser für einen erbitterten, noch nicht beigelegten Territorialstreit, der in beiden Ländern zu leidenschaftlichen patriotischen Ausbrüchen geführt hat. Die aus Marmor gemeisselte Arbeit konzeptualisiert diese geopolitische Debatte in cartoonhafter Art und Weise in Form einer topografischen Skulptur der Diaoyu-Inseln in verkleinertem Massstab. Die Monumentalität der Installation führt Ais Experiment mit Massstab, Materialien und damit die Verwandlung der Realität in spürbare Erfahrungen, fort.
Hocker, 2014
Hölzerne Hocker, Masse variabel
Stools vereint etwa 6.000 in nordchinesischen Dörfern gesammelte Holzschemel aus der Ming- und der Qung-Dynastie sowie aus der Zeit der Republik China. Sie gehören zum Standardinventar vieler chinesischer Haushalte. Jeder Hocker weist ständige Gebrauchsspuren auf. Die einfache Gestaltung und eine solide Konstruktion zeigen eine Formensprache, die über Jahrhunderte dieselbe geblieben ist. Durch das Zusammenfügen der einzelnen Hocker entsteht eine Oberfläche, die den Fliesenboden des Atriums im Martin-Gropius-Bau bedeckt. Die Arbeit verweist auf Soft Ground (Weicher Grund) von 2009 zurück, als der Travertinboden im Haus der Kunst in München als Teppich nachgebildet wurde.
Werke im Kontext des Sichuan Erdbebens
Am 12. Mai 2008 ereignete sich im Kreis Wenchuan der chinesischen Provinz Sichuan ein Erdbeben der Stärke 8, bei dem fast 70'000 Menschen getötet und mehr als 270'000 verletzt wurden. Unter den Todesopfern waren Tausende von Schülern, die in eingestürzten Schulgebäuden lebendig begraben wurden. Dies löste in grossen Teilen der Öffentlichkeit Misstrauen gegenüber der Bauqualität von Gebäuden aus, die von der Regierung errichtet worden waren.
Zehn Tage nach dem Erdbeben besuchten Ai Weiwei und seine Mitarbeiter einige der vom Erdbeben betroffene Gegenden, darunter auch den schwer getroffenen Kreis Beichuan.
Am 10. März 2009, 300 Tage nach dem Erdbeben, behauptete die Regierung der Provinz Sichuan, es sei »schwierig, die genaue Zahl der Opfer anzugeben, die Schüler waren«.
Am 20. März 2009, initiierte Ai Weiwei als Reaktion auf die mangelnde Transparenz der Regierungserklärung das Projekt Citizens' Investigation (Bürgerermittlung), mit dem Ziel, eine Liste mit den Namen der beim Erdbeben ums Leben gekommenen Schüler zu erstellen.
Schmiede, 2008-2012
Armierungseisen (je 5 bis 25 Tonnen), 8000 x 4600 cm
Ai trug aus den eingestürzten Gebäuden des Campus der Mittelschule von Beichuan, auf dem die meisten Schüler gestorben waren, fast 200 Tonnen Armierungseisen zusammen und liess sie in seinem Atelier in Beijing transportieren. Durch die mehr als ein Jahr andauernde Bemühungen zahlreicher Arbeiten wurden 150 Tonnen verbogenen Stahls aus den Ruinen wieder in eine so gerade Form gebracht, als ob sie gerade erst produziert worden wären.
Armierungseisen aus Marmor, 2012
Marmor, 77 x 51 x 27 cm, 65 x 55 x 8,5 cm, 124 x 59 x 18 cm
Rebar in Marble dupliziert die Armierungseisen, die während der Erdbebenkatastrophe zu den Todesfällen und Verletzungen geführt hatten, indem die deformierten Stäbe in Marmorskulpturen verwandelt wurden. Die Überbleibsel der Katastrophe, die für das Chaos und den Schmerz einer Tragödie stehen, erscheinen als Repliken elegant und glatt, und die aus Verzweiflung begonnene Arbeit wird zu einem Denkmal für ein sinnloses historisches Ereignis.
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«The Crazy House»­181 HaYorkon Street, Tel Aviv-Yafo
[26. März 2014-14:06h]
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Alle müssen zuerst auf die Rigi
[18. März 2014-15:52h]
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ICH HABE DIE VERDAMMTE LEICA GEKAUFT!
[10. März 2014-13:28h]
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